Fortschritte im August 2018

 

Woche 1 - Neuer Mut

 

Nach dem niederschmetternden Befund des Zustands beginnen Überlegungen, wie es weitergehen soll. Ich habe fünf Meter Schrott im Garten stehen, die entweder entsorgt werden müssen oder sehr viel Aufwand brauchen, um noch mal als Segelboot brauchbar zu sein. Eine Restaurierung zum Piraten lohnt wirtschaftlich nicht - die Dinger gibt es zu Hauf in wesentlich besserem Zustand für wesentlich weniger Geld als ich in die Hand nehmen müsste. Trotzdem hat es mir die Jolle angetan: Die Konstruktion erlaubt tiefgreifende Änderungen, ohne dass das Gesamtkonzept komplett unstimmig wird. Und ich habe einige Ideen, was man besser oder zumindest für meine Bedürfnisse passender machen kann als es die Klassenvorschriften vorsieht.

 

Es folgen Nächte am Schreibtisch mit Bleistift und Geodreieck, tief versunken in die Konstruktionspläne. Es wird gegrübelt, entworfen und verworfen, gezeichnet und radiert. Die Fixe Idee nimmt Form an und verdichtet sich zu einem Plan: Um das Gerüst des Piraten herum soll mein individuelle Wanderjolle entstehen. 

 

Mit neuer Motivation lege ich den Unterboden komplett frei. Diese Seite entsteht und ich schreibe die bisherige Vorgeschichte zusammen.


Woche 2 - Demontage Schwertkasten und Maststumpf

 

Nachdem das Sperrholz endlich von der Unterseite runter ist beginnen die Vorbereitungen für den Ausbau des Kiels:

 

Die Wrangen, die normalerweis die Bodenbretter des Cockpits tragen, werden über die gesamte Cockpitlänge mit Dachlatten verschraubt. Die Latten liegen dabei nicht parallel, um auch nach Ausbau des Kiels eine Torsion des Rumpfes zu unterbinden. Weitere Verstrebungen werden folgen, sobald die Bodenplanken entfernt sind.

 

Für den Ausbau des Schwertkastens werden zunächst an der Bootsunterseite die gepropften Halteschrauben freigelegt und gelöst. Nach Drehen des Bootes werden die Bolzen, die die Spanten an den Stützstreben des Schwertkastens befestigen, auf die harte Tour entfernt: Köpfe abflexen und Bolzen ausschlagen. Schließlich säge ich die am Schwertkasten befestigten Wrangen einfach ab - sie sind eh angenagt und unbrauchbar. Ausbau ist sooo einfach, wenn man das Material nicht für eine Wiederverwendung schonen muss... Damit ist der Schwertkasten frei und wird rausgehoben. Obwohl er mit zwei dicken Zapfen im Kiel stecken sollte, klappt das reibungslos. Das alleine sagt schon viel über die (mangelnde) Stabilität des Kielholzes und bestätigt mich in der Entscheidung, eine etwaige Restaurierung des Kiels als zweifelhaftes Flickwerk verworfen zu haben.

 

Zu guter Letzt wird noch der Mastfuß ausgebaut - ich bin wieder einmal dankbar, dass bei meiner Segeltour alles gehalten hat. Die Abstützung unter Deck wurde zusammengestückelt und ist, naja, bestenfalls abenteurlich, schlimmstenfalls gefährlich.


Woche 3 - Erste Planken kommen runter

 

Nächstes Ziel ist die Demontage der Planken im Unterwasserschiff sowie des Kiels. Anfangen muss ich dabei mit den mittleren Planken an beiden Seiten - möglichst am Stück, um sie als Template für die neuen Planken zu behalten. Daher mache ich mir die Mühe, jeden Propfen auszustemmen und die Schrauben darunter zu lösen. Viele gehen recht einfach, aber einig Schraubenköpfe sind schon so sehr verwittert, dass kein Schraubenzieher hält. Da hilft dann nur, das Holz um die Schraube herum wegzuschaben und die Schraube mit der Zange zu greifen - das hält auf...

 

Am Ende erweist sich alle Vorsicht als umsonst. Da der Kleber der alten Sperrholzplatten in die Ritzen gelaufen ist braucht es sanfte Gewalt, um die Planken zu entfernen. Dabei brechen beide leider an den schmalsten Stellen bzw. den größten Löchern. Außerdem ist das Holz teilweise so morsch, dass es mir regelrecht unter den Händen zerbröselt. Nun muss das Template also in den Öffnungen zwischen Kiel und den zweiten Planken genommen werden. Dafür werde ich Furnierstreifen benötigen - das schreit nach dem ersten von vielen Besuchen beim Holzhändler meines Vertrauens.

 

Ergonomisch war es am angenehmsten, für die Arbeiten an den  mittleren Planken das Boot hochkant an die Wand zu lehnen. Bevor der Kiel gelöst werden kann musste das Boot danach aber wieder kieloben gedreht und sorgfältig unterpahlt werden, damit nichts wackelt und die Stabilität auch ohne Kiel gewährleistet bleibt. Da liegt es nun und hat die ersten absichtlichen Öffnungen im Unterwasserschiff - sieht fast besser aus als die verrotteten Einschusslöcher.


Woche 4 - Freilegen des Spantengerippes

 

Nun werden alle Planken im Unterwasserschiff entfernt. Auf der Backbordseite bin ich noch vorsichtig, entferne Stopfen und Schrauben einzeln. Nachdem aber feststeht, dass kein Material im alten Schiff wiederverwendet werden kann gebe ich alle Hemmungen auf und gehe mit dem Brecheisen zu Werke - das Ergebis ist Kleinholz und zwei Tage gesparte Zeit.

 

Anschließend wird das Boot wieder auf den Kiel gedreht und das Deck abgenommen.

Parallel dazu gehen die Planungen weiter, die neuen Risse sind im Entwurf fertig. Excel ist jetzt nicht das tollste Programm für graphische Darstellungen, eignet sich aber prima zum Verschieben und Berechnen der Risspunkte.

 

In der Darstellung ist einiges nicht möglich, beispielsweise ist die Achterkante der Plicht nicht bei Station 2 (Spant 1), sondern bei einem neuen Spant 1a, der mittig zwischen Station 2 (Spant 1) und Station 2 (Spant 2) eingebaut wird. Außerdem stimmt die Bugspitze nicht, weil auch die nicht auf das 430mm-Raster der Spanten passt. Für einen ersten Eindruck reicht es aber trotzdem...