"Magda" wird eine individuelle Wanderjolle auf Piratenbasis nach eigenen Wünschen und Vorstellungen. Aber wie sehen die aus?

  • Ich will vor allem Einhand unterwegs sein, alles von Feierabendrunde bis Urlaubswoche
  • Das Boot soll auch für lange Schläge (min. halber Tag am Stück) ausreichend bequem, ergonomisch und kraftsparend zu segeln sein 
  • Auf mehrtägigen Touren möchte ich bequem im Boot schlafen können anstatt an Land zelten zu müssen
  • Das Heimatrevier (Unterelbe) hat eigentlich immer Wellengang (nicht zuletzt wegen der Großschiffahrt), kann auch mal ruppig und ist vor allem Tidengebiet
  • Horizonterweiterung (Binnenreviere, Wattenmeer, Ostseeküste) ist fest vorgesehen

Außerdem habe ich auf meinem Piraten einige Erfahrungen gemacht, die berücksichtigt werden sollen:

  1. Bei etwas raueren Bedingungen kam mit jeder Welle über 20cm (etwas) Wasser ins Cockpit. Der ursprüngliche Abweiser auf dem Vordeck fehlt bei mir zwar, hätte das Problem aber wahrscheinlich auch nur gemildert statt vermieden. Mit Pütz und batteriebetriebener Handpumpe war ich eigentlich gut ausgerüstet, musste aber zum Lenzen anhalten. Allerdings kommt beim Beiliegen oft mehr Wasser rein als ich rausschaffen kann, und ein geeigneter Anlandeplatz ist auch nicht immer in Sicht.
  2. Kentern sollte man vermeiden, kommt aber vor. Eigentlich muss eine Jolle das aushalten. Problematisch in meinem Fall war (neben den fehlenden Schwimmkörpern), dass mein Pirat bereits lange vor dem Kippwinkel mit dem Cockpitrand unter Wasser kam (die übliche hohe Kante fehlt bei mir, das hat sicherlich nicht geholfen). Dadurch wurde so massiv und schnell Wasser gemacht, dass ich das durch Gewichtsverlagerung nicht ausgleichen konnte. Gekentert bin ich am Ende erst durch das übernommene Wasser und dem damit verbundenen (einseitigen) Mehrgewicht.
  3. Auf der Seite liegend sind wir gaaanz laaangsam abgesoffen - Schwimmkörper waren geplant, hier hätte ich sie brauchen können. Mit entsprechendem Auftrieb hätte auch der Mast überlebt (der ist erst beim Durchkentern des fast gesunkenen Boots wegen zu geringer Wassertiefe abgeknickt).
  4. Der Rumpf war kieloben schwimmfähig und hat mich noch wunderbar getragen, bis Rettung kam. Danke an die Crew der Beluga und die Mädels und Jungs von der DLRG! Erst zwei Tage später wieder im Hafen dann die Ernüchterung: Der Rumpf war abgesoffen, weil die Verbindung Kiel-Schwertkasten leck geschlagen war. Offensichtlich hat diese Schwachstelle beim Umlegen das Gewicht des hochgezogenen Schwertes im Kasten nicht verkraftet. Es kann aber gut sein, dass schon vorher die ständigen Lastwechsel von Backbordbug auf Steuerbordbug zu viel waren.

Daraus habe ich folgende Anforderungen definiert, sortiert nach (meiner persönlichen) Priorität:

 

a) Vermeiden von Wasser im Boot (z.B. durch Spritzwasser, Wellen und Kentern)

  • Das Cockpit muss gegen Welle und Spritzwasser bestmöglich geschützt werden
  • Die Bilge muss auch während des Segelns (also ohne Hände) gelenzt werden können
  • Auf der Seite darf das Boot wenn überhaupt nur so langsam Wasser übernehmen, dass genug Zeit zum Aufrichten bleibt
  • Die Verbindung Schwertkasten-Kiel muss so stabil sein, dass weder das Gewicht des hochgezogenen Schwertes beim Kentern noch das Gewicht des Seglers auf dem ausgefahrenen Schwert beim Aufrichten zu Leckagen führt - dauerhaft, nicht nur einmal... 

b) Sicherheitsreserve (z.B. erweiterte Wind- und Stromtoleranzen, erhöhte Kippstabilität, vereinfachtes Handling)

  • Reffmöglichkeit
  • Antrieb mit Potential von 2-3kn in ruhigem Wasser für 1h oder mehr
  • Alle Leinen und Fallen wenn möglich vom hinteren Cockpit aus bedienbar

c) Flexibilität im Einsatzspektrum

  • Das Boot soll trailerbar bleiben und möglichst alleine auf- und abgebaut werden können
  • Der Cockpitboden soll eine ausreichend große, geschützte Liegefläche zum Schlafen hergeben
  • Reichlichen, möglichst trockener Stauraum an günstiger Stelle (möglichst mittig, möglichst tief)

d) Persönliche Vorlieben

  • heimische Hölzer finde ich besser als Exoten
  • Materialerhalt mit Augenmaß - kein Austausch um seiner selbst willen, aber auch kein Flickwerk bis ins Letzte
  • Pragmatismus vor Dogmen und Purismus - moderne Materialien und Methoden sind willkommen, wo sie sinnvoll sind
  • das Ergebnis soll funktional und robust sein, im Ganzen wie im Detail
  • Sicherheit, Handling und Haltbarkeit sind mir wichtiger als Gewicht und Geschwindigkeit
  • ein bisschen Ästhetik darf nicht fehlen
  • clevere Funktionalität gefällt immer - so lange sie solide und mit angemessenem Aufwand umsetzbar ist

Nachdem ich mir klar gemacht habe, was ich will, konnte ich ein grobes Konzept erstellen. Erste Detailideen zu Kiel und Schwertkasten, zu Cockpit mit Kajüte, zu Rigg und Antrieb bereite ich gerade für die Homepage auf.

 

Nobody is perfect, ich am allerwenigsten. Anregungen, aber auch Bedenken und Kritik per e-mail nehme ich dankend an!